In vielen Unternehmen beginnt die Integration neuer Mitarbeiter erst mit dem ersten Arbeitstag. Doch was passiert in der Zeit zwischen der Vertragsunterzeichnung und dem offiziellen Start? Diese Phase wird oft übersehen, dabei spielt sie eine entscheidende Rolle für den späteren Erfolg der Zusammenarbeit. Preboarding – die Zeit vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn – bietet eine einmalige Gelegenheit, neue Mitarbeiter bestmöglich auf ihren Einstieg vorzubereiten, Ängste zu reduzieren und eine emotionale Bindung zum Unternehmen aufzubauen.
Ein starker erster Eindruck zählt, auch nach der Unterschrift. In den Wochen vor dem ersten Arbeitstag hat der neue Mitarbeiter häufig noch viele offene Fragen und möglicherweise Unsicherheiten. Ein durchdachtes Preboarding zeigt, dass das Unternehmen Professionalität und Wertschätzung lebt. Regelmäßige Kommunikation, wie zum Beispiel eine Willkommensnachricht oder ein erstes Kennenlernen des Teams, vermittelt nicht nur ein Gefühl der Zugehörigkeit, sondern stärkt auch das Vertrauen in die Entscheidung für das Unternehmen.
Dabei beginnt der Eindruck, den ein Unternehmen vermittelt, bereits viel früher – nämlich beim Vorstellungsgespräch. Dieses ist längst nicht mehr nur eine Bühne, auf der der Bewerber überzeugen muss, sondern auch eine Chance für das Unternehmen, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Ein wertschätzender Umgang, klare Kommunikation und eine authentische Darstellung der Unternehmenskultur hinterlassen bei Kandidaten einen bleibenden Eindruck. Ein professionell geführtes Vorstellungsgespräch dient nicht nur der Auswahl geeigneter Mitarbeiter, sondern positioniert das Unternehmen auch als attraktiven Arbeitgeber und legt den Grundstein für ein erfolgreiches Preboarding.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Preboardings ist die Reduktion von „Ghosting“. Immer häufiger kommt es vor, dass Kandidaten nach der Zusage nicht zum vereinbarten Start erscheinen oder sich gar nicht mehr melden. Laut einer Umfrage der Jobplattform Indeed unter 400 Personalverantwortlichen in Deutschland haben 90 Prozent bereits Erfahrungen mit Ghosting seitens der Bewerber gemacht. (Quelle: Heise)
Dieses Phänomen kann durch mangelnden Kontakt in der Wartezeit begünstigt werden. Ein gut gestaltetes Preboarding kann diesem Trend entgegenwirken. Indem das Unternehmen während dieser Phase präsent bleibt, wird die Verbindung gestärkt, und es wird unwahrscheinlicher, dass der Mitarbeiter sich anderweitig orientiert.
Neben der emotionalen Ebene trägt Preboarding auch dazu bei, den späteren Arbeitsbeginn deutlich effizienter zu gestalten. Wenn der neue Mitarbeiter bereits vorab die Möglichkeit hat, organisatorische Dinge zu klären – wie das Ausfüllen von Formularen oder den Zugang zu ersten Schulungsmaterialien –, bleibt am ersten Arbeitstag mehr Raum für das Wesentliche: das Kennenlernen der Kollegen und das Verstehen der konkreten Aufgaben. Durch die frühzeitige Bereitstellung von Informationen zu Unternehmenskultur, Werten und Abläufen können neue Mitarbeiter bereits vor ihrem Start ein Gefühl dafür entwickeln, wie sie zum Erfolg des Unternehmens beitragen können.
Darüber hinaus ist Preboarding eine ideale Gelegenheit, die emotionale Bindung zum Unternehmen aufzubauen. Kleine Gesten wie ein persönliches Willkommensgeschenk, eine Einladung zu einem Team-Event oder ein erster Austausch mit dem zukünftigen Mentor oder der Führungskraft machen den Unterschied. Sie zeigen, dass das Unternehmen sich nicht nur für die Fähigkeiten des neuen Mitarbeiters, sondern auch für ihn als Person interessiert.
Nicht zuletzt bietet das Preboarding die Möglichkeit, die Unternehmenskultur von Anfang an zu kommunizieren. Videos, Leitfäden oder interaktive Inhalte können den neuen Mitarbeiter auf eine spannende Reise mitnehmen und ihm die Werte und Visionen des Unternehmens näherbringen. So wird sichergestellt, dass der Start nicht nur reibungslos verläuft, sondern auch die Erwartungen von beiden Seiten besser aufeinander abgestimmt sind.
Preboarding mag auf den ersten Blick wie zusätzlicher Aufwand wirken, doch es ist ein klarer Invest in die Zukunft. Unternehmen, die diesen Prozess ernst nehmen, profitieren von motivierten, informierten und loyalen Mitarbeitern, die vom ersten Tag an das Gefühl haben, Teil des Teams zu sein. Es ist mehr als nur eine Vorbereitung – es ist der erste Schritt in eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit.
Literatur zur Vertiefung des Themas:
- Haufe. (2022). Preboarding: Vor dem ersten Arbeitstag begeistern. Abgerufen von https://www.haufe.de/hr/magazin/preboarding-vor-dem-ersten-arbeitstag-begeistern
- Acquisa. (2023). Preboarding: Definition, Bedeutung und praxiserprobte Methoden. Abgerufen von https://www.acquisa.de/magazin/preboarding
- SpringerLink. (2021). Onboarding. In Talent- und Kompetenzmanagement (S. 237–265). Abgerufen von https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-35206-6_7
- Haufe. (2021). Ghosting im Bewerbungsprozess. In Personalmagazin, Ausgabe 2/2021. Abgerufen von https://www.haufe.de/personal/zeitschrift/personalmagazin/personalmagazin-ausgabe-22021-personalmagazin/ghosting-im-bewerbungsprozess-535744.html
- Deutsche Handwerks Zeitung. (2023). Aus diesen Gründen „ghosten“ Bewerber potenzielle Arbeitgeber. Abgerufen von https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/ghosting-bewerber-arbeitgeber-285588/