Was antwortet man einem Coachee auf die Frage: Wie kann ich meinem Team in dieser Phase Orientierung geben, wenn ich selbst nicht weiß, was mit mir passiert?
Eine der schwierigsten Herausforderungen für Führungskräfte ist es, in Zeiten der Unsicherheit Orientierung und Stabilität zu bieten – insbesondere, wenn sie selbst von dieser Unsicherheit betroffen sind. Oft finden sich Führungskräfte in Situationen wieder, in denen sie keine klaren Antworten auf die Zukunft haben, sei es durch Umstrukturierungen, Fusionen oder persönliche Veränderungen. Was antworten auf diese Frage?
Authentizität und Transparenz – Der erste Schritt zu Vertrauen
In unsicheren Zeiten ist Authentizität der Schlüssel. Führungskräfte müssen keine allwissenden Problemlöser sein – sie müssen aber ehrlich und klar in ihrer Kommunikation sein. Mein Rat an den Coachee wäre:
Sei offen darüber, was du weißt – und was du nicht weißt.
Es ist in Ordnung, zuzugeben, dass nicht alle Fragen sofort beantwortet werden können. Doch gleichzeitig sollte die Führungskraft kommunizieren, dass sie an Lösungen arbeitet und das Team in den Prozess einbindet. Menschen können mit Unsicherheit umgehen, solange sie sich ernstgenommen und einbezogen fühlen.
Beispielantwort für das Team: „Ich verstehe, dass diese Phase für uns alle schwierig ist. Es gibt derzeit viele Unklarheiten, und auch ich habe noch nicht alle Antworten. Doch wir stehen als Team zusammen, und ich verspreche euch, dass ich euch über jede Entwicklung transparent informieren werde. Gemeinsam schaffen wir es, durch diese Phase zu kommen.“
Fokus auf das, was kontrollierbar ist
Unsicherheiten können lähmend wirken, wenn sie das Gefühl erzeugen, dass alles außer Kontrolle ist. Daher ist es entscheidend, den Fokus auf das zu lenken, was tatsächlich beeinflussbar ist. Für den Coachee bedeutet das, gemeinsam mit seinem Team Klarheit über kurzfristige Ziele zu schaffen.
Priorisiere die nächsten Schritte.
Auch wenn langfristige Pläne unsicher sind, gibt es immer Aufgaben und Herausforderungen im Tagesgeschäft, die angegangen werden müssen. Indem man sich auf diese fokussiert, bleibt das Team handlungsfähig und produktiv. Der Coachee sollte mit seinem Team realistische und erreichbare Ziele für die nächste Zeit festlegen, um Orientierung und Struktur zu bieten.
Emotionale Unterstützung und Zusammenhalt stärken
Führung in Krisenzeiten bedeutet nicht nur, operative Orientierung zu geben, sondern auch emotionale Stabilität zu bieten. Gerade wenn die Führungskraft selbst unsicher ist, ist es wichtig, sich als emotionaler Anker für das Team zu positionieren.
Empathie zeigen und zuhören.
Der Coachee sollte sich bewusst Zeit nehmen, um auf die Sorgen und Ängste des Teams einzugehen. Hier geht es weniger darum, sofort Lösungen zu bieten, sondern vielmehr darum, Raum für Gefühle zu schaffen. Emotionale Unterstützung kann durch regelmäßige Check-ins oder offene Gesprächsrunden gewährleistet werden.
Beispielantwort für das Team: „Ich weiß, dass die aktuelle Situation bei vielen von euch Unsicherheit und vielleicht auch Sorgen auslöst. Lasst uns offen darüber sprechen, was euch bewegt, und gemeinsam überlegen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.“
Resilienz durch Vorbildfunktion
Selbst in unsicheren Zeiten ist es wichtig, dass die Führungskraft Resilienz ausstrahlt. Dies bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren oder emotionale Herausforderungen zu leugnen, sondern eine innere Stärke zu zeigen, die signalisiert: „Wir schaffen das.“
Sei ein Vorbild für Resilienz.
Der Coachee sollte sich bewusst sein, dass seine eigene Haltung gegenüber der Unsicherheit einen direkten Einfluss auf das Team hat. Wenn er ruhig und besonnen bleibt, wird dies auch auf das Team abstrahlen. Führungskräfte dürfen ihre Sorgen nicht komplett verstecken, sollten aber gleichzeitig signalisieren, dass sie bereit sind, mit der Unsicherheit konstruktiv umzugehen.
Unterstützung suchen und bieten
Zum Abschluss sollte der Coachee sich selbst nicht als alleinige Quelle für Lösungen betrachten. Eine Führungskraft darf ebenfalls Unterstützung von oben einfordern oder externe Hilfe in Anspruch nehmen, sei es durch Coachings, Mentoren oder Beratungsdienste.
Erinnere dich daran, dass du nicht allein bist.
Der Coachee sollte sich bewusst machen, dass es keine Schwäche ist, Unterstützung zu suchen, sondern ein Zeichen von Verantwortungsbewusstsein. Diese Unterstützung kann sowohl in der eigenen Entwicklung als Führungskraft als auch im Team eine wichtige Rolle spielen.
Wenn ein Coachee fragt, wie er seinem Team Orientierung geben kann, obwohl er selbst in Unsicherheit steckt, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Antwort in der Mischung aus Authentizität, klarer Kommunikation, emotionaler Unterstützung und einem resilienten Vorbild zu finden. Unsicherheit bedeutet nicht Stillstand. Im Gegenteil, es ist eine Chance, durch starke Führung und Zusammenhalt das Team durch stürmische Zeiten zu manövrieren und gemeinsam gestärkt daraus hervorzugehen.
Jede Krise bietet die Möglichkeit, als Führungskraft und als Team zu wachsen – indem man sich auf das konzentriert, was man beeinflussen kann, und durch gegenseitige Unterstützung Vertrauen schafft.